Startseite   |   Login   |   Impressum   |   Datenschutz
Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Dokumentation Familienforum 22

Bericht zum Brandenburger Familienforum

15. Oktober 2022; 10.00 – 14.00 Uhr; Landtag Brandenburg

 

Ausgangslage

In 2021 verabschiedete der Landtag den Beschluss 7/3548-B „Kindeswohl im Blick behalten – Kindergesundheit stärken“ mit dem Auftrag an die Landesregierung „gemeinsam mit der Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände ein Konzept und niedrigschwellige Angebote zu erarbeiten, um die Kommunikation mit Familien über ihre Sorgen und Wünsche im Zusammenhang mit der Coronapandemie zu befördern.“

In enger Absprache zwischen der LAGF und dem Referat 22 des MSGIV wurde ein Konzept zur Durchführung entwickelt.

Im Mittelpunkt der Überlegungen standen folgende Ziele:

  • Angebot einer niedrigschwelligen Kommunikationsplattform für Familien und politisch Verantwortliche aus dem Landtag und den Ministerien
  • Würdigung der Leistungen von Familien in der Pandemie und den sich weiter anbahnenden Krisen
  • Aufnahme und Systematisierung der Impulse und Themen, die von den Familien kommen um sie in die politische Diskussion zu bringen

Als geschäftsführender Verband und verantwortlich für das Themenjahr der LAGF stellte der Familienbund der Katholiken einen Antrag auf Förderung des Familienforums. Das MSGIV förderte das Brandenburger Familienforum mit  insgesamt 16.410,00 €.

 

Organisatorisch

Die organisatorische Vorbereitung lag überwiegend beim Familienbund der Katholiken als geschäftsführenden Verband in enger Absprache mit den anderen Familienverbänden der LAGF und dem Referat 22 des MSGIV.

Die Vizepräsidentin des Landtags, Frau Barbara Richstein, übernahm die Schirmherrschaft über das Familienforum. So konnte die Veranstaltung im Landtag selbst stattfinden. In dieser herausragenden Örtlichkeit wurde die Würdigung für die Familien deutlich: die Bedürfnisse von Familien gehören in die Mitte der Politik!

Das Forum fand an einem Samstag statt, um möglichst vielen Familien die Teilnahme zu ermöglichen.

Kinderbetreuung wurde angeboten. Während die Eltern am Forum teilnahmen, konnten die Kinder bei Spiel, Spaß und Bastelangeboten gut betreut die Zeit verbringen. Dabei wurden auch eigene Wünsche an die Politik formuliert, die zum Abschluss im Forum vorgestellt wurden.

 

Familien

Um eine möglichst breite Auswahl an Familien zu gewährleisten, wurde vorab ein Raster erstellt, nachdem Familien angesprochen wurden. Kriterien waren u.a. Regionalität, Familienform, sozialer Status, Familien mit besonderen Bedarfen (z.B. Familien mit behinderten Angehörigen, migrantische Familien). Die Ansprache erfolgte über die Verbände selbst, Kooperationspartner vor Ort (Beratungsstellen) und weitere familienorientierte Netzwerke. Leider führte diese Methode nicht zum gewünschten Ziel. Obwohl wir viele Familien erreichten, konnten sich nicht viel zur Teilnahme entschließen (zu große Entfernung, Landtag als Ort wirkte abschreckend). Bei Familien muss man auch immer mit spontanen Absagen rechnen, auf Grund von Krankheit der Eltern oder der Kinder. Auch ein positiver Covid-19-Test hätte die Teilnahme verhindert. Ab ca. 3 Wochen vor dem Termin warben wir auf breiterer öffentlicher Basis, was schließlich zum Erfolg führte.

 

Ablauf

Der Ablauf des Forums erfolgte in vier Abschnitten.

Im ersten Teil im Plenarsaal wurde gemeinsam auf die Zeit der Pandemie und die besonderen Belastungen, denen Familien ausgesetzt waren, zurückgeblickt. Dazu dienten u.a. Ausschnitte aus der Familienstudie „Meine Familie, Corona und ich“, die die LAGF in Kooperation mit der Fachhochschule Potsdam im Jahr 2021 durchgeführt hatte.
Die Bloggerin und Autorin Bella Berlin reflektierte im Anschluss aus ihrer persönlichen Sicht die vergangenen zweieinhalb Jahre. Rocco Thiede, Buchautor und Journalist, vervollständigte den Rückblick mit einem besonderen Augenmerk auf Alleinerziehende und Mehrkindfamilien.

 

Der zweite Teil diente dem Austausch in vier verschiedenen Workshops zu den Themen:

  • Bildungsgerechtigkeit von Anfang an
  • Gesund aufwachsen
  • Wirtschaftlich sicher durch die Krise
  • Zukunftssichere Familienpolitik

Jeder Workshop wurde von einem vierköpfigen Team aus Moderation und je einem Mitglied des Landtags, der Landesverwaltung und der LAGF begleitet.

Im dritten Teil wurden die Ergebnisse der Workshops im Plenum vorgestellt. Die Abgeordneten hatten die Möglichkeit, die Ergebnisse zu kommentieren.
Außerdem kamen hier auch die Kinder dazu, ihre eigenen Wünsche vorzutragen, die sie während der Kinderbetreuung vorbereitet hatten.

Den Abschluss bildete ein „get together“ in der Lobby des Landtags. Bei Musik und einem Imbiss konnten die Familien Lobbypolitik im wörtlichen Sinne und eigener Sache betreiben. Gerade dieses zwanglose Angebot wurde intensiv wahrgenommen.
Drei Abgeordnete hatten sich zudem bereit erklärt, für interessierte Eltern eine Führung durch den Landtag anzubieten.

 

Markt der Möglichkeiten

Um den anwesenden Familien eine breite Palette der Beratungs- und Informationsangebote im Land Brandenburg vorzustellen, konnten sich verschiedene Verbände, Organisationen und Institutionen auf einem Markt der Möglichkeiten präsentieren, z.B. Gesundheit Berlin-Brandenburg, Verbraucherzentrale Brandenburg, Netzwerk gesunde Kita, LAGF, Stiftung Familien in Not.

Die Verbraucherzentrale war zudem mit ihrem DigiMobil im Innenhof des Landtags zugegen.

 

Inhalte und Themen  der Workshops

Workshop 1: Bildungsgerechtigkeit von Anfang an

Die Eltern schildern aus ihrer jeweiligen Sicht die Schwierigkeiten in bzw. nach den Lockdowns. Die schon bestehende Personalunterbesetzung in den Kitas und Schulen wurde durch die Coronasituation noch verstärkt. Es kommt dringend darauf an, insbesondere den Personalschlüssel in den Kitas zu verbessern. In den Schulen werden Sozialarbeiterinnen, Sozialarbeiter, Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen gebraucht. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger benötigen ein stetiges Weiterbildungsangebot.
Es gelang noch weniger, Kinder mit physischen und psychischen Problemen (die sich ebenfalls durch Corona verstärkt haben) adäquat zu unterstützen. Insbesondere Kinder der 1. Und 2. Klassen (und deren Eltern) hatten einen schwierigen Start ins Schulleben, weil sie das Lesen und Schreiben über Videokonferenzen bzw. durch die Eltern (die dafür nicht ausgebildet sind) erlernen mussten. Ein weiteres Problem, welches sich durch „Coronahomeschooling“ verstärkt zeigt, sind die unterschiedlichen Lehr- und Lernmethoden in verschiedenen Klassen bei verschiedenen Lehrkräften. Dies wird besonders deutlich in Mehrkindfamilien. Eine einheitliche Stoffvermittlung würde es Eltern leichter machen, ihre Kinder zu unterstützen. Die Pandemie hat auch gezeigt, dass die Digitalisierung in den Schulen noch ganz am Anfang steht. Fehlende oder ungenügende digitale Infrastruktur und fehlende Endgeräte bei den Schülerinnen und Schülern wurden genannt. Ein flächendeckender Ausbau und die entsprechende Schulung der Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher wird angemahnt.
Kindern mit Nachholbedarf brauchen ein ergänzendes Angebot, welches aber nicht am Samstag stattfinden soll.
Für einen besseren Übergang von Kita in die Schule wurde angeregt, in jede Kita eine Vorschule verbindlich zu integrieren.
Die Verbesserung der Kommunikation zwischen Eltern und Kita/Schule ist zwingend notwendig. Eltern fühlen sich nicht wahrgenommen, ihre Mithilfe (außer z.B. Kuchen backen) ist nicht erwünscht, ihre Botschaften werden ignoriert.
Weitgehend Einstimmigkeit gab es bei der Forderung, Kitas, Horte und Schulen nicht wieder zu schließen. In der Pandemie wurde der Wert von Schule, neben einem Ort zum Lernen auch ein Ort der Kommunikation und der sozialen Interaktion zu sein, deutlich. Kinder lernen lieber in der Schule als zuhause.

 

Workshop 2: Gesund aufwachsen

Die Schließung von Kitas und Schulen, der Druck durch das homeschooling, die soziale Isolation von Kindern und die Ausgrenzung von Ungeimpften waren Faktoren, die als besonders gesundheitlich belastend während der Pandemie genannt wurden. Sauerstoffmangel durch das Tragen der Maske, Kopfschmerzen und Augenbrennen durch die Computerarbeit, Depressionen, Angstzustände und Übergewicht durch Bewegungsmangel sind konkrete Symptome, die im Workshop genannt wurden.
Es gab Angebote, die dabei geholfen haben, die Belastungen zu bewältigen. Dazu gehörten Aufholangebote in der Schule, die es leider zu wenig gab, die Notbetreuung für einen Teil der Familien und die Beitragsfreistellung, die dabei half, finanzielle Sorgen zu mindern. Eine große Erleichterung war es auch, als die Schulen und Kitas wieder geöffnet wurden und aufmunternde Lehrkräfte die Kinder durch die schwere Zeit unterstützten.
Insgesamt hätte man sich aber mehr Unterstützung durch die Schulen gewünscht, z.B. bessere Möglichkeiten, eine Klasse zu wiederholen, bessere und verfügbare Technik, mehr Aufklärung in der digitalen Welt (Bildungsangebote für Eltern), aber auch Entschleunigung in der Schule. Erwähnt wurde auch, dass es durch Gruppenteilungen in den Kitas und Klassenhalbierung in der Schule zur Trennung sozialer Netzwerke kam, auch als die Einrichtungen wieder geöffnet waren.
Neben Bildungsangeboten zum „Aufholen nach Corona“ werden auch mehr Freizeitangebote in der „realen“ Welt gewünscht sowie mehr Fachkräfte, die für diese Freizeitangebote verantwortlich sind.
Insgesamt wurde ein ruhigerer und entspannterer Umgang mit der Pandemie angemahnt, die Verhältnismäßigkeit von Schutzmaßnahmen war nicht immer gewährleistet.
Da im Workshop auch Fachkräfte mitdiskutierten wurde deutlich, dass es zwar viele Angebote gibt, aber die Sichtbarkeit ungenügend ist oder entsprechende Informationen nicht zielgenau verbreitet werden.

 

 

Workshop 3: Wirtschaftlich sicher durch die Krise

Nachdem wir hoffen können, dass die intensive Zeit der Corona-Pandemie mit Lockdowns, Schulschließungen sich dem Ende zuneigt oder mindestens beherrschbar wird, stehen wir uns den nächsten Krisen gegenüber. Im September stieg die Inflationsrate auf 10% gegenüber dem Vorjahresmonat. Einen beträchtlichen Teil nehmen die Energiekosten ein, gefolgt von den Kosten für Lebensmittel. Alles Posten, die für Familien besonders relevant sind. Darüber hinaus drohen Stromabschaltungen und Gasmangel. Der Krieg in der Ukraine ist präsent in den Medien und angesichts der Flüchtlinge, die in den letzten Monaten nach Deutschland kamen. Die Sorgen und Ängste von Familien lassen sich auf diese Szenarien zurückführen. So sorgen sich Eltern um die Existenzsicherung für ihre Familien. Sie fragen sich, wie sie den Alltag auch weiterhin finanzieren können. Was passiert, wenn man seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann? Drohen Stromabschaltung und Wohnungsverlust? Beim Blick in die Zukunft wird die Angst vor Altersarmut realer.
Mit Blick auf die Kinder und Jugendlichen fragt man sich durchaus, ob ein gesundes Aufwachsen in Gefahr ist, wenn Familien bei der Ernährung, bei Sport und Kultur sparen müssen. Wie schlagen sich Wohlstandsverlust, drohende Schulschließungen oder eine Eskalation des Krieges in der Ukraine auf die psychische Gesundheit nieder?

Bei der Frage, woran Familien sparen, um die Mehrfachbelastungen auszugleichen, zeigen sich durchaus unterschiedliche Reaktionen. Größtenteils müssen Familien an Energiekosten sparen, durch Autoverzicht, drosseln der Heizung und bewusster Umgang mit Strom (Licht aus, beim Zimmerverlassen). Des weiteren sollen Gastronomiebesuche, Urlaube und Reisen wegfallen bzw. weniger werden. Sparen beim Konsum (Möbel, Elektronik, Kleidung), Familienfeiern und soziale Aktivitäten werden ebenso ins Auge gefasst wie Freizeit- und Sportangebote. Bedenklich stimmen Einsparungen bei der Bildung, der Ernährung oder bei Gesundheits- und Präventionsangeboten.

 

Workshop 4: Zukunftssichere Familienpolitik

Im Workshop 4 tauschten sich die Teilnehmenden zunächst in Kleingruppen zu den drei Leitfragen aus und trugen die Positionen anschließend im „Plenum“ zusammen.

Insgesamt wünschten die Teilnehmenden sich mehr Zeit für den Austausch.

Was hat die Familien in der Pandemie besonders belastet?

Ein prägender Eindruck waren die Kita- und Schulschließungen. Dies hat zu besonderen Belastungssituationen geführt, in denen sich die Eltern oft nicht gut unterstützt gefühlt haben. Diese führten zu Erschöpfungszuständen, Konflikten, Antriebslosigkeit bei den Kindern, Angstzuständen.

Als Gründe wurde genannt

  • Es war vom individuellen Engagement der Lehrkräfte abhängig, wie der digitale Unterricht funktioniert
  • Es gab keine Unterstützung bei fehlender digitaler Ausstattung
  • Es war oft unklar, wer eine Notbetreuung in Anspruch nehmen kann
  • Die zunächst bestehende Fortzahlung des Essensgeldes in Kita und Schule war ein Ärgernis
  • Die Ungleichheit bei den Bildungschancen wurde verstärkt
  • Familien wurden in die Entscheidungsprozesse nicht mit einbezogen

Oft war nicht klar, wo man Beratung zu gesundheitlichen und psychosozialen Problemen findet und welche Angebote zugänglich und erreichbar sind. Die Schließung öffentlicher Einrichtungen und Angebote wie Spielplätze, Elterncafé`s, Beratungsangebote wurde als Belastung und ein „Allein-Lassen“ beschrieben.

Welche Angebote haben den Eltern geholfen, diese Belastungen zu bewältigen?

  • Junge, engagierte Lehrerinnen und Lehrer traten hervor, um Lösungen für den Fernunterricht zu finden
  • Angebote von Seiten der Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter, außerhalb des (geschlossenen) Ortes Schule, Treffen zu organisieren
  • Es war eine wichtige Unterstützung, dass Wohngruppen und Förderschulen für Kinder- und Jugendliche mit besonderen Bedarfen offenblieben
  • Die Notbetreuung (wenn sie in Anspruch genommen werden konnte)
  • Ehrenamtliche und nachbarschaftliche Netzwerke

Welche weiteren Angebote hätten die Eltern sich gewünscht (und sollten aus ihrer Sicht ausgebaut werden)?

Schule:

  • Fondslösung für digitale Unterstützung bereitstellen
  • Eine verlässliche Infrastruktur für digitale Bildung
  • Zugehende Angebote seitens der Schule etablieren
  • Zusätzliches (sozial-)pädagogisches Personal und Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in den Schulen

Unterstützungsangebote:

  • Beratungsangebote der Kommune, die auch digital zur Verfügung stehen (auch pandemieunabhängig)
  • Mehr Begegnungsorte und Gemeinschaftsorte schaffen, wie Familienzentren, Mehrgenerationenhäuser, öffentliche Plätze (auch Spielplätze)
  • Sachbezogene Gutscheine, die Teilhabe ermöglichen und auch die Mobilität berücksichtigen
  • Eine Plattform, die Angebote in der Region darstellt und diese bekannter macht
  • Mehr Fokus auf das Thema Kindeswohlgefährdung

 

Zukunftswerkstatt (Wünsche und Anregungen)

In der Lobby war eine Moderationswand aufgebaut, auf der Familien ihre Kritik, ihre Wünsche, Bemerkungen oder Ideen festhalten konnten, welche woanders keinen Platz gefunden haben. Hier wurden Stichpunkte festgehalten, die nicht unbedingt in inhaltlichem Bezug zueinander stehen, z.B. dass es in den letzten Jahren nicht möglich war, das Schwimmen zu erlernen bzw. das Seepferdchen zu erwerben. Die Isolation in der Pubertät wurde problematisiert, weil gerade in dieser Zeit Freunde so wichtig sind; auch die frühkindliche Förderung lief auf Sparflamme. Diese Einschränkungen lassen psychologische Langzeitfolgen befürchten.

Mehrere Posts problematisieren, ob Corona-Maßnahmen immer rechtskonform durchgeführt und demokratisch legitimiert waren. So ist von Entmündigung, der Würde des Menschen, Verletzung der Menschenrechte und der Grundrechte die Rede, sowie von Politikern, die sich per Verordnung über das Gesetz stellen. Die Parlamente seien bei Verordnungen ausgeschlossen worden.

Einen weiteren Schwerpunkt bilden Stimmen zur Partizipation. So sollen mehr die Stimmen der Kinder gehört werden. Elternmitbestimmung und nicht nur Mitwirkung, bei allen Themen, die Kinder betreffen wird gefordert. Der Landeselternrat und der Landeskitaelternbeirat sollen einen Platz im Familienbeirat erhalten.

Zum Thema Inklusion wurden ebenfalls mehrere Aussagen getätigt. Gewünscht werden Familienlotsen für Eltern mit behinderten Kindern ab der Diagnose, die Hilfe und Unterstützung bei Themen wie Pflege, Schwerstbehinderung, Geschwister, Schule, Therapeuten und Förderung anbieten. Die Unterstützung durch Einzelfallhelfer muss umfassender sein, z.B. auch inklusive Trainingslager bei Sportvereinen. In der Kita sollten die Lieder mit Gebärden aus der Gebärdensprache der Standard sein und nicht erst wenn ein gehörloses Kind dabei ist. In Kita/Schule/ Hort sollte die einheitliche Nutzung von Symbolen, z.B. METACom Standard sein, damit behinderte und nichtbehinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene besser miteinander kommunizieren können.

Bildung und Schule waren nicht nur im Workshop, sondern auch in der Zukunftswerkstatt ein Thema. Kleinere Klassen in jeder Klassenstufe und jeder Schulart werden gefordert, damit Lehrkräfte mehr Zeit haben und besser auf die Schüler eingehen können. Es braucht einen allgemein anerkannten Schulabschluss für alle Kinder mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“. Es dürfen keine Förderstunden ausfallen, weil die Lehrer Vertretung von anderen Stunden übernehmen müssen. Es braucht mehr Unterstützungskräfte für Lehrkräfte, z.B. Logopäden, Ergo- und Physiotherapeutinnen und -therapeuten sowie Fachkräfte in der Frühförderung.
Eltern brauchen mehr Anerkennung und eine finanzielle Unterstützung, wenn sie ihre Kinder individuell fördern.

Am Familienforum wurde kritisiert, das zu spät eingeladen wurde.

 

Wünsche der Kinder

Im Rahmen der Kinderbetreuung wurden auch einige Wünsche der Kinder zu Papier gebracht und im Plenum am Ende der Veranstaltung vorgestellt. Die Kinder wünschen sich „Mehr Lehrer in Finowfurt“, „Mehr Lego in den Horten in Cottbus“, „E-Roller auch für Kinder“, „mehr Spielplätze“, „mehr Erzieher in Neuruppin“, „einen Schachverein in Glienicke“ und „mehr Lego und Traktoren“. Neben Wünschen wurde auch Dank geäußert, z.B. „für den tollen Ort in Neuruppin“ und „für die Autos“.

 

 

Was kann man verbessern?

Trotz Mobilisierung in den letzten Wochen, war die Anzahl der teilnehmenden Familien noch nicht zufriedenstellend. Bei einer Folgeveranstaltung sollte man neben der reinen Anzahl aber auch die Diversität im Sinne der genannten Kriterien beachten.

Mehr Zeit für Diskussion und Austausch. Von den Teilnehmenden wurde teilweise geäußert, dass sie mehr Zeit in den Workshops verbracht hätten bzw. auch gerne zwei Workshops besucht hätten. Im Vorfeld war dies durchaus ein Punkt, über den nachgedacht wurde. Letztendlich wurde so entschieden, um nicht durch Workshopwechsel viel Zeit zu verlieren. Andererseits spricht die Kritik auch für eine gute Themenauswahl und eine gute Umsetzung.

 

Ausblick

Bereits während des Familienforums wurde deutlich, dass ein solches Format sinnvoll und sowohl von den Familien als auch von den Abgeordneten gewünscht wird. Es wurde der Wunsch nach einer Verstetigung geäußert.
Im Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz wurde der Beschluss auf Verankerung finanzieller Mittel im Haushalt verabschiedet. Der Haushaltsplan wurde dahingehend geändert und für die Durchführung des Familienforums stehen im Haushaltsjahr 2023 50.000,00 € zur Verfügung.

Innerhalb der LAGF wird diskutiert, ob ein weiteres Familienforum in dieser Form stattfinden kann. In der Diskussion darüber wurden drei Varianten identifiziert:

  • Brandenburger Familienforum
    Das Brandenburger Familienforum findet in der gleichen Form statt: als Ort und Format der direkten Kommunikation zwischen Familien und Landespolitik. Der Landtag als Örtlichkeit hat sich dafür bewährt. Die Themenauswahl müsste angepasst werden. Dem Austausch und der Diskussion könnte mehr Raum gegeben werden.
  • Regionalforen
    In verschiedenen Regionen des Landes werden mehrere Familienforen als Kommunikationsangebote zwischen Familien und Kommunalpolitik angeboten. Der Austausch findet dann zu regionalen Themen statt. Akteure der Politik wären dann Landkreisverwaltung, Kommunalverwaltung, Kreistag und Kommunalparlamente.
  • Regionalworkshops
    Familienforen als Möglichkeit der Artikulation von Familieninteressen: an unterschiedlichen Orten im Land,  wo Familien sind, z.B. Familienzentren, Mehrgenerationenhäuser, Kitas, Schulen, Pfarrgemeinden usw., können Familien ihre Wünsche, Schwierigkeiten, Ideen usw. einbringen. Die Ergebnisse dieser Workshops werden durch den Veranstalter systematisiert und dokumentiert und finden auf geeignetem Weg in die Politik.

Unabhängig von den Varianten können alle Veranstaltungen auch als Hybridveranstaltungen stattfinden um auch den Familien eine Möglichkeit zur Teilnahme zu bieten, denen der Weg zu weit ist oder die aus anderen Gründen nicht direkt teilnehmen können.

Die familienorientierten Netzwerke und andere Kooperationspartner sollten früher und verbindlicher in die Vorbereitung eingebunden werden um deren Fachwissen, Erfahrungen und Kontakte zu nutzen.

Es muss deutlicher werden, dass Familienpolitik eine Querschnittsaufgabe ist und alle Politikbereiche betrifft. Für den nachhaltigen Erfolg des Familienforums ist die Mitarbeit der unterschiedlichen Fachkräfte aus den Ministerien notwendig.

 

Schlussfolgerungen für die Arbeit der Familienverbände

Als wichtigstes Ergebnis lässt sich festhalten, dass mit dem Familienforum als Plattform für die direkte Kommunikation zwischen Familien und Politik ein wichtiger Nerv getroffen wurde. Der Austausch ist gewünscht und wurde wahrgenommen. Dieses Format sollte unbedingt beibehalten, verstetigt und ausgebaut werden.

Familien wollen mitreden und mitentscheiden. Diese Möglichkeit der politischen Partizipation muss sich durch alle Ebenen ziehen. Ggf. müssen neue Formen entstehen oder Eltern ermutigt werden, bestehende Möglichkeiten wahrzunehmen und auszufüllen. Zu den Möglichkeiten gehören Elternabende in den Kitas und Schulen, die Arbeit in den Elternvertretungen und entsprechende Fortbildungsangebote um die Möglichkeiten zu kennen.
Die Familienverbände werden daher als LAGF die Zusammenarbeit mit den Elternvertretungen intensivieren.

Familienpolitik ist Querschnittsaufgabe. Dies hat sich im Verlauf des Forums mehr als einmal gezeigt. Die Familienverbände werden daher weiter daran arbeiten, in unterschiedlichen Ressorts der Landespolitik darauf zu drängen, sich dieser Tatsache bewusst zu sein und gemeinsam für Familien Politik zu machen.

Gerade der Bereich der Bildung und Betreuung ist für Familien von besonderer Bedeutung. In der Pandemie wurde deutlich, wie wichtig Kita und Schule nicht nur als Orte der Bildung, sondern auch als Orte des sozialen Lernens und des Miteinanders sind.

Aus Sicht der Familienverbände wurden die genannten Ziele erreicht:

  • Das Familienforum war ein Ort der direkten Kommunikation. Dieses Angebot wurde angenommen. Die Arbeit in den Workshops auch als die Gespräche wurden von den Familien und den politisch Verantwortlichen intensiv genutzt. Zur niedrigschwelligen und zwanglosen Kommunikation trug nicht zuletzt das angebotene Catering bei. Es diente nicht nur zur Aufnahme von Speisen und Getränken, sondern war eine Methode um das gestellte Ziel zu erreichen. Bei einem kleinen Imbiss am Buffet kommt man leichter ins Gespräch als am Konferenztisch.
  • Die teilnehmenden Familien waren dankbar, dass das Forum im Landtag stattfinden konnte. Dadurch sollte nicht zuletzt auch die Würdigung ausgedrückt werden. Hier fühlte man sich ernst genommen. Nicht nur der Ort, auch die Anwesenheit der Abgeordneten, der Landtags-Vizepräsidentin sowie die Mitarbeit der Leitungsebene der Ministerien war für diesen Erfolg wichtig.
  • Die Impulse und Themen aus dem Forum, insbesondere aus den Workshops wurden aufgenommen und bereits wenige Tage später wurde im Familienbeirat darüber berichtet. Es wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich insbesondere den Ökonomischen Auswirkungen der Krisen auf Familien widmet.
  • Der Landtag beschäftigte sich am 30.11.22 in der Sitzung des Ausschusses für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz mit den Ergebnissen des Familienforums.

Die Familienverbände danken allen Familien für die Bereitschaft am Familienforum mitgewirkt zu haben.
Besonderer Dank gilt dem MSGIV, welches diese Veranstaltung finanziell gefördert hat, insbesondere dem Referat 22 für die sehr enge, konstruktive und praktische Zusammenarbeit.
Wir danken den Landtagsabgeordneten, besonders den familienpolitischen Sprecherinnen und Sprechern, die durch ihre parlamentarische Vorarbeit die Voraussetzungen geschaffen haben.
Dank auch an alle Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus den familienorientierten Netzwerken für ihre Bereicherung im Rahmen des „Markt der Möglichkeiten“ und der Unterstützung in den Workshops.
Wir danken auch dem Landtagspräsidium und der Landtagsverwaltung für die unkomplizierte und konstruktive Zusammenarbeit und für die Nutzung des Landtags.

 

Für die LAGF

Matthias Milke
Dezember 2022

Forum 1
Forum 2
Forum 3
Themenjahr 2024: Partizipation: Mitreden – Mitbestimmen – Mitwirken
LAGF_Logo_25

Die Familie ist die Keimzelle der Gesellschaft. Und Familie in all ihren Formen und Facetten ist der erste Bildungsort und damit das Fundament für die Vermittlung demokratischer Überzeugungen und für die Entwicklung zu mündigen und selbstbestimmten Menschen.
Eltern haben dabei eine besondere Verantwortung. Sie müssen Entscheidungen für ihre Kinder treffen. Deshalb ist es legitim, dass Familien darüber mit entscheiden, welche Rahmenbedingungen in ihrem Umfeld gesetzt werden.
Die LAGF möchte sich in 2024 dieser Thematik auf unterschiedlichen Wegen nähern, mit Verantwortlichen aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft ins Gespräch kommen, „best-practice“-Beispiele sammeln, Lösungsvorschläge unterbreiten und Forderungen an die Politik formulieren.